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Übersetzertag 2008

Übersetzertag 2008

Happy bin ich schon, aber glücklich bin ich nicht – Autoren übersetzen sich selbst

Konzept: Marie Luise Knott

Worte schmecken und riechen in den Sprachen verschieden und fühlen sich verschieden an. Begriffe haben unterschiedliche Konnotationen. Nicht selten tragen die Worte verschiedenes politisches Gepäck. Was bedeutet dies für Autoren, die, aus welchem Zwang, welcher Hoffnung auch immer, das Land und die Schreibsprache wechseln? Was macht dies mit ihren Texten? Der Übersetzertag 2008 widmet sich der Frage: Was geschieht, wenn Schriftsteller sich selbst übersetzen? Von Nabokovs »Speak, Memory« etwa gibt es mehrere Fassungen: eine »Original«-Englische, eine selbstübertragene Russische, dann eine zweite Englische, in der mehrere der russischen Veränderungen aufgenommen wurden. »Diese Wieder-Anglisierung einer russischen Wieder-Durcharbeitung dessen, was ganz am Anfang eine englische Wiedergabe russischer Erinnerungen gewesen war, erwies sich als eine höllische Aufgabe«, beschreibt Nabokov die Arbeit. Auch im Werk der politischen Theoretikerin Hannah Arendt, deren Texte ähnliche Metamorphosen durchliefen, war das Übersetzen – die Spannung aus Tradiertem (Mitgenommenem) und Fremdem (Angetroffenem) – ein konstitutives Moment des Schreibens. Und Samuel Beckett verfasste seine Stücke nicht nur in zwei Sprachen – mal war das Englische die erste Fassung, mal das Französische – sondern hatte beim Schreiben teilweise konkrete Schauspielerstimmen im Sinn. Die Autorin und Übersetzerin Esther Kinsky untersucht sinnliche Eindrücke im Sprachtransport und die Dichterin Antjie Krog aus Südafrika, die auf Afrikaans schreibt und sich selbst übersetzt, bringt zwei Kulturen in einem Land zu Gehör.

Eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Deutschen Übersetzerfonds.

Ablauf

15.00 Uhr
Begrüßung
15.10 Uhr
Georg Witte: »Vladimir Nabokov – Schreiben als Übersetzen«.
Einleitende Worte und Gespräch: Rosemarie Tietze
16.20 Uhr
Esther Kinsky: The Colour of Memory/ Die Farbe der Erinnerung – Licht, Farbe und Klang beim Übersetzen zweier Prosagedichte
17.20 Uhr
Marie Luise Knott: Der Teufel sollte die Zweisprachigkeit holen – Hannah Arendt übersetzt sich selbst
Pause

19.30 Uhr
Hanns Zischler: »Samuel Beckett – La dernière bande und Krapp’s Last Tape« – ein Kommentar mit Videoeinspielungen
21.00 Uhr
Antjie Krog: »In the Name of the Other – Poetry in Self-translation«, Afrikaans und Englisch mit Erläuterungen

06.06.08

Freitag

Ort

Literarisches Colloquium Berlin · Am Sandwerder 5 · 14109 Berlin

Teilnehmer•innen

Antjie Krog, Esther Kinsky, Georg Witte, Hanns Zischler, Marie Luise Knott, Rosemarie Tietze

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